Horizonte2024: Ein erster Rückblick

Am Dienstag, 05.11.24, ist unser diesjähriges Führungskräfte-Treffen der Wohnungswirtschaft, Horizonte2024, in Berlin zu Ende gegangen. Wir geben einen ersten Rückblick, bevor Ende November ausführliche Berichte und Videos auf www.horizonte20xx.de zu finden sein werden.

Der erste Tag

Im Anschluss an die Begrüßung durch Hans Peter Trampe und Peter Stöhr führte Vince Ebert gewohnt launig durch seine Keynote zum Thema „Weltretten ist auch keine Lösung“. Mit viel Humor, aber auch nachdenklichen Tönen, sprach er über Zukunftsängste, Energiewende und Untergangsrhetorik – forderte mehr Mut, Technologieoffenheit und Fortschrittsbegeisterung. Was ihn positiv in die Zukunft schauen lässt? Kürzlich sei bekannt geworden, dass ein Mitglied der Letzten Generation ein Kind zur Welt gebracht habe… 😉

Nach dem Mittagessen starten die Workshop-Runden:

Laut Führungspsychologe Dr. Carl Naughton ist in einer Welt, die sich immer schneller ändert, der AQ der IQ der Zukunft: Die Anpassungs-Intelligenz. Neugier sieht er als wichtigen Kompass in der Ungewissheit.

Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Nicole Deitelhoff berichtete am Vortag der Wahlen in den USA detailliert über die geopolitischen Turbulenzen in Europa und der Welt: Global nimmt Polarisierung zu, Kooperationsbereitschaft ab; Freihandel wird weiter zurückgedrängt, internationale Institutionen verlieren an Einfluss.

Journalist und Autor Michael Lüders erklärte, warum sich aus seiner Sicht Werte und nationale Interessen selten vertragen – weshalb man Moral und Politik trennen solle.

Zum Abschluss des ersten Tages sprach Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Aufsichtsratsvorsitzender der Aurubis AG, über die Perspektiven (und Fehler) der Energiewende und diskutierte, ob Politik und Energiewende vor dem Scheitern stehen. Den Ausstieg aus der Atomenergie bezeichnete er als großen Fehler – ohne sie sei CO2-Neutralität nicht erreichbar.

Der zweite Tag

Der Start in den zweiten Tagungstag hätte gegensätzlicher zum Ende des ersten kaum sein können: Die taz-Journalistin Ulrike Herrmann versuchte, Antworten auf die Frage zu geben, ob grünes Wachstum funktionieren kann. „Kapitalismus braucht Wachstum. In einer endlichen Welt – und wir haben nur die eine Erde – kann man aber nicht unendlich wachsen.“

Grünes Wachstum lasse sich nicht finanzieren, da bezahlbare Öko-Energie nicht reichen werde, um das benötigte Wachstum beizubehalten. So weit wäre Prof. Vahrenholt wohl noch einverstanden gewesen. Aber Herrmann plädierte anschließend für „grünes Schrumpfen“, ökologische Kreislaufwirtschaft und eine private, demokratische Planwirtschaft, ähnlich der britischen Kriegswirtschaft während des Zweiten Weltkrieges. Ein Standpunkt, der kontrovers diskutiert wurde und im Plenum nicht konsensfähig war.

Im Anschluss beruhigten sich die Gemüter nicht zuletzt beim nachfolgenden Workshop des Anästhesisten und Schlafcoach Dr. med. Martin J. Schlott zum Thema „Erfolgsfaktor Schlaf“ wieder ein wenig. Er erklärte u.a., dass der „dumme Spruch“ vieler Eltern, dass der wichtigste Schlaf der vor Mitternacht sei, durchaus stimme. Man solle möglichst um 22 bis 23 Uhr ins Bett gehen und mindestens eine Stunde zuvor „runterfahren“. 

Fernseher und Smartphone seien dann zu meiden, besser lesen oder an etwas Schönes denken. Um den Kopf frei von „Kopfkino“ zu bekommen, könne auch helfen, alte Hörspiele aus Kindertagen zu hören. So helfe Benjamin Blümchen, sich in alte Geborgenheit und Sorglosigkeit zurückzuversetzen.

Anschließend erklärte Neurowissenschaftler Henning Beck an sehr anschaulichen Beispielen den Unterschied zwischen KI und dem menschlichen Gehirn. So könne KI sehr gut und besser als ein Mensch Dinge aufgrund von Vergangenem lernen und bekannte Daten auswerten. Und während der Mensch vergisst, lernt die KI nur weiter dazu. 

Aber das Verstehen, das Beantworten und Einordnen von „warum“ und „wofür“, das der Mensch intuitiv und ganz nebenbei erledigt, bleibt für KI bis auf Weiteres ein unerreichbares Ziel. Auch sei KI eine Technologie, die nicht immer verlässliche Ergebnisse erzeuge: Stellt man der gleichen KI 5x hintereinander die gleiche Frage, bekommt man 5x unterschiedliche – und teilweise sogar falsche – Antworten. KI sei eine tolle Sache, die man an vielen Stellen sehr gut einsetzen könne, vor der man aber keine Angst haben müsse.

Den Abschluss der Horizonte2024 machte Clemens Fuest, Präsident des ifo Institute – Leibniz Institute for Economic Research. Während er die Auswirkungen eines Wahlsiegs von Donald Trump für den deutschen Export für verkraftbar hält, warnte er davor, dass die IFO-Prognosen bei weiter rückläufigen Investitionen weiter reduziert werden müssten.

Generell gestand er freimütig: „Unsere Konjunktur-Prognose für 2026 ist mit hoher Sicherheit falsch. Wir wissen bloß noch nicht, in welche Richtung.“ (Nicht nur) Beim Thema Taxonomie wünscht er sich von der Politik mehr Realismus: „Wir haben 25 Jahre gebraucht, um 20 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland klimaneutral decken zu können. Das waren die einfachen 20 Prozent! Und nun glauben wir, die restlichen 80 Prozent in 20 Jahren schaffen zu können?“ Er wünscht sich Bürokratie-Abbau, der direkt viele Kosten senken würde und appelliert an die Politik, nicht noch mehr Schaden anzurichten.

Danke für die vielen inspirierenden Vorträge und Workshops! Danke an alle Referenten und Teilnehmer unserer Horizonte2024-Tagung. Eine kleine Video-Zusammenfassung unserer Veranstaltung finden Sie unter www.horizonte20xx.de/2024/eventdoku/.

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